„Zwei Tage „Milbenzählen“ bei Arista Bee Research“ (Das Bienenmütterchen 01/03 2022)

Das Thema Varroatoleranz und VSH hat uns bereits in den letzten beiden BM- Ausgaben beschäftigt. Grau ist alle Theorie, so spannend sie auch sein mag. Umso begeisterter war ich, als ich im August 2021 die Chance hatte zum Milbenzählen zu Paul Jungels und der Arista Bee Research nach Luxemburg reisen zu können. Die recht umtriebige Stiftung Arista Bee Research haben wir bereits in der letzten Ausgabe vorgestellt.

Am 16. August ging es los. Gemeinsam mit einer lieben Imkerkollegin bin ich Richtung Luxemburg gestartet. Ort des Geschehens war eine Schule, die Dank der Schulferien nicht genutzt wurde. Dort gab es genügend Platz um Coronakonform zu arbeiten. Wir stießen zu einem sympathischen und internationalen Team aus Hobbyimkern, Imkerprofis und MitarbeiterInnen der Arista. Das Ganze wurde organisiert von Paul Jungels. Die Stimmung war an beiden Tagen außerordentlich positiv. ImkerInnen jeden Alters, die gemeinsam an einem großen Herzenswunsch arbeiten: Die varroaresistente Biene.

Das Bienenmütterchen 01/03 2022, Seite 19f.

Montag Morgen bekamen wir von Dr. Guillaume Misslin eine Einführung zu unserer zweitägigen Tätigkeit. Geduldig zeigte er uns die Abläufe vor Ort, die Handhabe der auszuzählenden Waben und die Art der Protokollierung. Ausgestattet mit weiteren Bestimmungshilfen ging es dann fröhlich ans Werk!
Mit frisch aus Bienenvölkern entnommenen Brutwaben ergatterten wir ein Mikroskop und begannen vorsichtig die ersten Zellen zu öffnen. Die Handhabung der Pinzette unter dem Mikroskop brauchte seine Zeit ehe sie saß. Dann galt es den Inhalt der Zelle zu bestimmen: Handelte es sich um 0 (Puppen) und 1 (weiße Augen), oder um die Stadien 3 (rote Augen) bis 4 (schwarze Augen)? Stufe 2 (rosa Augen) wurde nicht gezählt, da in dieser Phase der Brut die VSH-Abläufe geschehen. Die Brut wurde nach dem Öffnen der Zelle entnommen, akribisch auf ansitzende Varroen untersucht und auf dem Counting Sheet entsprechend ihres Alters sortiert. Im nächsten Schritt wurde die Zelle genau auf Milben untersucht und diese je nach Alter und Geschlecht gezählt und notiert. MitarbeiterInnen der Arista kamen regelmäßig um Tipps zu geben und Fragen zu beantworten. Die Hilfsbereitschaft war enorm, auch für Fragen die nicht direkt mit der Auszählung zu tun hatten, wurde sich viel Zeit genommen. Auffallende Zellen auch unabhängig vom Varroabefall wurden gemeinsam untersucht und diskutiert. So waren die zwei Tage nicht nur bezogen auf VSH extrem lehrreich!

Die eigentlich spannende Frage war aber natürlich: Wie viel VSH steckte in den bewusst infizierten Zellen, wie viele sich reproduzierende Milben konnten wir finden? Über das Ergebnis war ich sehr überrascht und hoch erfreut: Teilweise musste ich bis zu 300 Zellen öffnen um eine Milbenfamilie zu finden. Dabei ist der Vergleich zwischen den Stadien 0 und 1 mit 3 und 4 sehr wichtig. Während es bei den weißen Stadien noch etliche Milben zu entdecken gab, waren sie bei den späteren Stadien nur noch schwer zu finden – Hier hat also das Ausräumverhalten oder das Recapping zugeschlagen.

Auch wenn ich mich in den letzten zwei Jahren etwas intensiver mit VSH, SMR und REC beschäftigt habe, so hatte ich doch auch immer wieder die Stimmen der Kritiker im Ohr, die die Thematik für „Firlefanz“ und „Geldmacherei“ halten. Die Gründe für die teilweise doch recht laustarken Kritiker sollte man an dieser Stelle hinterfragen, besonders, wenn man das Ergebnis der letzten Zuchtjahre der Arista schwarz auf weiß vor Augen hat. Und diese Ergebnisse stimmen mich zuversichtlich was die Zukunft unserer geliebten Biene angeht. Wenn die Imkerschaft jetzt an einem Strang zieht, ist die Varroamilbe in nicht allzu ferner Zukunft nur noch eine böse Erinnerung. Lasst uns das gemeinsam anpacken!

Marie Förster

Belegstellenbericht 2022

Carnica-Sklenar Belegstelle DE-17-6 Juist
Rechts Daniel Huerkamp, Belegstellenleiter Juist und Stefan Bormann vom Imkerverein Wernigerode gönnen sich nach dem Abladen der Gestelle eine Pause
Nach Ankunft und Zwischenlagerung der Königinnen ist eine Pause notwendig
Rechts Daniel Huerkamp, Belegstellenleiter und Stefan Bormann vom Helferteam IV-WR

Belegstellenbericht der Sklenarbelegstellen der „Friesische Inseln“ 2022

Klima- und wetterbedingt wurden auf den Carnica Sklenar-Belegstellen der Nord- und Ostfriesischen Inseln deutlich weniger Königinnen angeliefert. Die Berichte dazu sind unter den einzelnen Belegstellen eingestellt. Die Frühjahrsentwicklung der Völker war regional sehr unterschiedlich. Die Drohnenvölker konnten sich aber trotz schlechter Witterung gut entwickeln, wenn sie auf windgeschützten Ständen standen und sie die wenigen Flugstunden mit Sonne auf dem Pelz zum Eintragen von Pollen nutzen konnten.  
Die Sklenar-Belegstellen Borkum, Juist und Hamburger Hallig konnten pünktlich eröffnet werden. Die Grundlage für die Anlieferung von Jungweisen (Prinzessinnen) zu den Belegstellen war somit gegeben.  Die Drohnenvölker mit ihren jungen Prinzen, ausgestattet mit den besten Eigenschaften, warteten schon darauf sie begatten zu dürfen. Doch die Anlieferung von jungen Königinnen stockte von Anfang an und konnte während der gesamten Öffnungszeit nicht wieder wett gemacht werden.
Der Grund dafür waren die schlechten Zuchterfolge von jungen Königinnen. Mit einsetzender Tracht ab Anfang Mai  waren die Völker mit dem Sammeln von Nektar beschäftigt. Womit kaum einer gerechnet hatte war die stabile Wetterlage mit ständigem Nektarfluss bereits aus der Obstblüte, dem Raps und aus dem Bergahorn. Dem nicht genug, ging es auch im Juni und Juli so weiter. Es hat sich das alte Sprichwort einmal wieder behauptet: „Ein gutes Honigjahr ist ein schlechtes Zuchtjahr“.
Bedingt durch die massive Tracht trat  Anfang Mai kaum Schwarmstimmung auf und wenn doch,  konnte sie leicht verhindert werden. Die Bienenvölker hatten kein Interesse sich noch um Königinnen zu kümmern, denn zuerst kommt die Vorsorge um den Wintervorrat, erst danach der Vermehrungstrieb. Die Zucht von jungen Königinnen klappte in F1-Hybridvölkern besser als in Reinzuchtvölkern. Reinzuchtvölker sind von Natur aus schwarmträge und sind nur bedingt für die vollwertige Pflege von Weiselzellen geeignet. Von 30 umgelarvten oder umgesteckten Weiselnäpfen wurden oft nur 20 Zellen angeblasen, wovon teilweise nur 8-10 Königinnen vollwertig waren und der Rest ausgebissen war, weil sie nicht ordentlich mit Weiselfuttersaft versorgt waren.    
Der zusätzliche Aufwand war enorm um den Pflegevölkern die Bereitschaft zur Pflege von Weiselzellen schmackhafter zu machen. Nicht mal im 9 Tage weisellosen Volk war man sicher, aber die alte Zuchtmethode von Guido Sklenar war dann doch erfolgreich. Mit der Entnahme der Königin und Entnahme der Brutwaben eines Hybridvolkes, sowie einer Einengung trat dann doch der Zuchterfolg ein.
Auch in diesem Jahr hatten einige Züchter teils schlechte Begattungsergebnisse, andere dagegen im gleichen Zeitraum sehr gute mit bis zu 100%.  Woran das gelegen hat ist kaum auszumachen.
Prinzipiell ist der Juli und August mit seinen stabileren Temperaturen für die Begattung gut geeignet.

Wilfried Götze

Zuchtkoordinator Sklenar-Nord